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Wenn Zentimeter über den Sieg entscheiden


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Am gestrigen Abend traf die Mühlbach-Elf im Kreispokal-Halbfinale auf den Oberligisten Holzwickeder SC.

Das Spiel war nicht nur sportlich eine besondere Aufgabe, sondern auch aufgrund von persönlichen Konstellationen ein spannendes Aufeinandertreffen zweier Teams, welche sonst drei Spielklassen voneinander entfernt auf Punktejagd gehen. Die Favoritenrolle war vor dem Spiel somit fest vergeben und die Vorzeichen waren klar verteilt. Dass die Partie am Ende ins Elfmeterschießen gehen sollte, konnte vor Spielbeginn vermutlich nur der strenggläubigste und verrückteste SSV-Sympathisant erwarten.

„Ziel war es, dass Zentrum möglichst dicht zu halten, kompakt zu stehen und dem Gegner aus der Emschergemeinde maximal die Außenbahnen anzubieten.“ Dem Trainer war wichtig, dass die Mannschaft „im Verbund verteidigt, als Kollektiv verschiebt und die Räume für den Gegner eng macht“. Dass sich hierbei auch immer wieder Möglichkeiten, gerade für eine Mannschaft mit solch einer spielerischen Klasse wie Holzwickede, ergeben, war auch dem Übungsleiter bewusst. „Mir war außerdem wichtig, dass wir als Mannschaft selbstbewusst auftreten und versuchen Fußball zu spielen. Das ist im Defensivbereich auch mal mit Risiko versehen, aber das ist unsere Art Fußball zu spielen. Die Jungs haben das über die komplette Spielzeit auch super gemacht.“

Aus dieser kompakten Staffelung heraus resultierte auch die 1:0 Führung des SSV in der 17. Minute. Eine Balleroberung, schnelles Umschaltspiel und Übersicht führten zum ersten Ausrufezeichen der Partie. Jona Deifuß legte den Ball unter Bedrängnis nach außen zu Tom Wycisk, welcher den Überblick behielt und in den Rückraum zu Enes Akdogan ablegte, der den Ball unhaltbar im Tor versenkte. Im weiteren Verlauf übernahm der HSC weitestgehend die Kontrolle über das Spiel, ließ den Ball laufen und erarbeitete sich besonders über die Außenpositionen in regelmäßigen Abständen Torchancen. Außer in der 29. Minuten, als Andreas Spais den Ausgleich erzielte, fanden die Angriffe im glänzend aufgelegten Robin Mesewinkel-Risse immer wieder eine unüberwindbare Endstation.

Bereits im Vorfeld der Partie wurde oft darüber gesprochen, dass es für einige Protagonisten eine ganz besondere Begegnung sein würde. Neben Spielern, die bereits auch mal das andere Trikot getragen haben, traf Kevin Weiß als Spieler des SSV auf den angehenden Schwiegervater, Marc Woller, Cheftrainer des Holzwickeder Oberligisten. Vor den Augen der Familie entwickelte sich unter widrigen Wetterverhältnissen ein bis zum Abpfiff spannendes Pokalduell. Kevin kann sich mit dem Ergebnis, trotz der knappen Niederlage, am Ende anfreunden und nimmt das Positive mit: „Wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt und die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist überragend. Wie viel Potential in der Mannschaft steckt hat sich im gestrigen Spiel deutlich gezeigt. Man merkt, dass jeder bereit ist für jeden zu kämpfen.“ Kevin gehörte im Elfmeterschießen auch zu den Schützen und verwandelte seinen Versuch sicher. „Da ich ein sicherer Schütze bin, war mir klar, dass ich mir auf jeden Fall einen Elfer nehme. Komplett unabhängig vom Gegner.“

Ähnlich wie der Trainer war auch Robin Mesewinkel-Risse unmittelbar nach dem Spiel enttäuscht über das Ausscheiden, da ein Weiterkommen definitiv möglich gewesen ist. Robin bleibt aber auch einen Tag danach noch dabei, dass die Freude über ein richtig starkes Spiel überwiegt. „Klar wäre es schön gewesen, wenn man sich für ein geiles Spiel am Ende belohnt“, so der Keeper am Tag nach dem Spiel. Auch für den Torhüter war ein mögliches Elfmeterschießen offenbar vorab noch gar kein Thema. „Ich habe tatsächlich das erste Mal über ein Elfmeterschießen nachgedacht als ich mich kurz vor Spielende ein Zuschauer durch den Zaun gefragt hat, ob es eine Verlängerung oder direkt Elfmeterschießen gibt“, so Robin weiter. Aus der Ruhe gebracht hat es ihn offenbar nicht. Neben starken Paraden parierte Robin auch zwei Elfmeter.


Fotos: Heese HA